Fahren mit Pferden
 

 

 


Inhalt
 

Fahren nach Achenbach
Die Leine nach Achenbach
Aufnehmen der Leinen
Bekleidung und Ausrüstung des Fahrers


Bildergalerie

 

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Stilrichtungen bzw. Systeme:

  • das englische, das auf der Lehre von Benno von Achenbach basiert und
    mit so genannten Kummt gefahren wird und

  • das ungarische, das mit Brustblatt gefahren wird und wesentlich losgelöster
    von starren Vorschriften ist.

Beide Systeme vermischen sich in den letzten Jahren immer mehr.

 

Fahren nach AchenbachBenno von Achenbach

Benno von Achenbach wurde am 24. Juli 1861 in Düsseldorf geboren. Er ist der Begründer einer deutschen Fahrkunst und einer der großen Meister des Fahrsports. Früh erwachte sein Interesse für die Fahrerei. Achenbach lernte das Gespannfahren bei seinem englischen Fahrlehrer Edwin Howlett. Aufbauend auf die bei ihm gelernte Fahrweise, postulierte er als oberstes Ziel, möglichst pferdeschonend und effizient zu fahren und führte dazu ein Fahrsystem mit teilweise standardisierter Ausstattung (Achenbachleine) ein. Sein Motto war: Nachgeben statt annehmen. Heute nennen wir sie die Achenbachsche Fahrweise. 1892 erhielt er die erste goldene Medaille für stilvolles Fahren. 1906 wurde er durch Wilhelm II zum königlichen Marschall berufen, wo er den Fahrunterricht leitete und Wagen und Geschirre nach fachmännischen und künstlerischen Gesichtspunkten modernisierte. Während dieser Tätigkeit wurde er dreimal, zuletzt 1913, zur Olympia-Show nach England kommandiert. 1899 verfasste er die Stil-Anspannungsgrundsätze, die vom Kartell für Reit- und Fahrsport als Anhaltspunkte anerkannt wurden. 1922 erschien die erste Auflage seines selbst verfassten Buches ,,Anspannen und Fahren", das es auch heute noch zu erwerben ist. Das Buch hat er selbst illustriert. Seine malerischen Fähigkeiten erbte er von seinem Vater, dem berühmten Landschaftsmaler Oswald Achenbach. Die in dem Buch beschriebene Fahrlehre ist in Deutschland in die Turnierordnung eingegangen und wurde von vielen Ländern übernommen. Heute ist sie die in Europa am meisten gelehrte und praktizierte Methode des Kutschenfahrens und ist vor allem im Fahrsport ein Quasi-Standard.

Während des Aachener Turniers 1931 wurde er durch eine öffentliche Ovation geehrt und sein Lebenswerk durch eine Festrede gewürdigt. Am 15. Oktober 1936 starb Benno von Achenbach im Alter von 75 Jahren in Berlin.

 

Die Hauptvorzüge des Achenbach-Fahrsystems liegen in

1.      zweckmäßigen Regeln für pferdegerechte, sichere Beschirrung und Anspannung.

2.      der pferdeschonend Fahrweiße: Wendungen werden durch Nachgeben der äußeren Leine gefahren.
Die Fahrleinen sind ständig in der linken Hand vereint, sodaß die rechte Hand auch für andere Tätigkeiten, wie zum Beispiel zum Peitschengebrauch, zur Betätigung der Handbremse, zum Verkehrszeichengeben und zum Grüßen, frei ist. Wendungen lassen sich auch aus der Grundhaltung heraus mit nur einer Hand fahren. Umlernen vom Einspänner zum Mehrspänner ist nicht erforderlich, nur ein Dazulernen.

3.      der Schaffung einer Kreuzleine, mit der durch sinnvolle Verschnallung und Handhabung ein Gebäude-, Temperaments- und Arbeitsausgleich und daher rationelle Ausnützung der Pferdekraft möglich ist. Vorraussetzung hierfür ist die Anspannung an einer festen Bracke.

 

Die Vorzüge des Achenbach-Fahrsystems kommen allerdings nur dann zum tragen, wenn der Fahrer „sehen“ und „denken“ gelernt hat. Mechanischer Gebrauch eingepaukter Griffe und Nichtbeachtung individuller Belange bei der Aufschirrung/Zäumung und Anspannung der Pferde machen das beste System wertlos.

<Inhalt>

 

Die Leine nach Achenbach

Die Leine nach Achenbach besteht aus der linken und aus der rechten Leine. Am Handstück der linken Leine ist die Schnalle angenäht, am Handstück der rechten Leine befindet sich die Strupfe. Die beiden Außenleinen sind 4,30 bis 4,80 m lang und haben am Ende je ein Umschnallstück, welches in die Trense (Kandare) eingeschnallt wird. Das Umschnallstück muß bei der Außenleine an der Fleischseite angenäht sein zum Unterschied zur Innenleine, wo es an der Haarseite angenäht sein muß. Die Umschnallstücke haben nur ein Loch. Die Außenleine hat elf ovale Löcher wobei sich das mittlere Loch 2,90 m vom Umschnallstück befindet. Die Löcher haben einen Abstand von 4 cm zueinander. In die Außenleine wird die Innenleine eingeschnallt. Vom Umschnallstück zur Schnalle beträgt das Maß 3,02 m. Damit sich die Schnalle der Innenleine nicht in die Außenleine eindrückt und diese so schwächt, ist in die Schlaufe hinter der Schnalle ein Leinenschoner eingenäht. Ferner befindet sich an der Innenleine ca. 100 cm vor der Schnalle eine Schlaufe, die die Leinen noch ein Strecke zusammenhält.

Die Schnallen der Achenbachleine sind so angebracht, daß sie mit etwas Übung vom Kutschbock aus verschnallt werden können. Man braucht daher zum Unterschied von der ungarischen Leine beim Verschnallen nicht absteigen.

 



 

Quelle: FENA Lehruch zu den Lizenzprüfungen und zu den Sonderprüungen, Bundesfachverband für Reiten und Fahren in Österreich, Fahrlehre

<Inhalt>

 

Aufnehmen der Leinen

Das Leinenaufnehmen dient dazu, beim Besteigen des Bockes die Leinen sofort richtig in der Hand zu haben und promt abfahren zu können.

Aufnehmen der LeinenVor dem Aufnehmen der Leinen muß sicher der Fahrer überzeugen, daß die Pferde ordnungsgemäß eingespannt sind. Danach stellt sich der Fahrer zum Aufnehmen der Leinen in der Höhe des Kammdeckels mit einem Schritt Abstand von diesem. Er ergreift mit der rechten Hand die Leinen und zieht sie aus der Oberblattstrupfe heraus. Dann legt er sie geordnet über den linken Unterarm und zwar von innen nach außen. Er ergreift mit der rechten Hand die rechte Leine und nimmt Fühlung mit dem Pferdemaul auf. (Dabei ist daruaf zu achten, daß der Beifahrer die Köpfe der Pferde geradeaus hält. Die Zäume sind dabei an den Backenstücken zu ergreifen, nicht an den Gebissen).
Er nimmt die rechte Leine zwischen Zeige- und Mittelfinger (Zigarettenhaltung) und fährt an dieser bis zur Hosennaht. Dieses Maß hält er fest! Dann ergreift er zwischen Daumen und Zeigefinger die linke Leine und schiebt sie an der rechte Leine gleitend soweit an dieser vor, bis die Schnalle der linken Line 5 cm vor der rechten zu liegen kommt. Er übergibt die Leinen in Grundhaltung der linken Hand, verlängt, wenn notwendig, beide Leinen je nach Abstand des Bockes um einige Zentimeter, legt mit der linken Leine unter dem Daumen eine Schlaufe und besteigt mit dem Gesicht zu den Pferden den Bock. Beim Überschreiten der Mittellinie läßt er durch Öffnen des Daumes die Schlaufe aus, ergreift die Peitsche und setzt sich sofort nieder. Er ordnet die Leinen neben dem linken Oberschenkel, löst die Bremse, nimmt die Arbeitshaltung ein, stellt die Pferde mit den köpfen ein wenig nach rechts und fährt, indem er die Leinen mit beiden Händen etwas nach vorne nachgibt mit dem Zuruf „Komm“ an.

Quelle: FENA Lehruch zu den Lizenzprüfungen und zu den Sonderprüungen, Bundesfachverband für Reiten und Fahren in Österreich, Fahrlehre

<Inhalt>

 

Bekleidung und Ausrüstung des Fahrers

Im Gegensatz zum Reiter benötigt der Fahrer zur Ausbildung keinen besonderen Anzug, dieser sollte jedoch dem Umgang mit Pferden entsprechend zweckmäßig sein. So empfiehlt sich jede strapazierfähige, pflegeleichte Kleidung, die die notwendige Bewegungsfreiheit gewährleistet.

Zweckmäßig ist das Tragen von genügend weiten Lederhandschuhen und einer Kopfbedeckung sowie das Mitführen eines Messers.

<Inhalt>

 

 
<back>